Chronische Schmerzen beim Hund erkennen
Wenn ein Hund plötzlich akute Schmerzen hat, beispielsweise nach einem Bandscheibenvorfall, einer Fraktur oder einem Muskelriss, zeigt er es mit Lautäußerungen, Unwille bei Bewegungen und Aufstehen, Lahmheiten und anderen eindeutigen Schmerzäußerungen, die nicht übersehen werden können.
Was ist jedoch, wenn ein degenerativer Prozess wie beispielsweise Arthrose vorliegt, bei dem sich die Schmerzen langsam einschleichen und chronisch werden? Viele Hunde zeigen solche Schmerzen erst dann an, wenn es ihnen wirklich schlecht geht und dann ist es meistens zu spät, um die Tiere ohne immense Kosten wieder schmerzfrei zu bekommen - falls das überhaupt möglich sein sollte.
Woran erkennt man als Hundehalter, dass der Hund Schmerzen hat? Grade bei chronischen Beschwerden muss man sehr aufmerksam sein, um die kleinen Anzeichen zu deuten - subtile Änderungen im Bewegungsablauf schleichen sich mit der Zeit ein und werden schnell übersehen.
Generell ist zu sagen: Abweichungen vom Normalzustand sind ein Symptom!
Sobald sich das normale Verhalten des Tieres ändert, gibt es einen Grund. Das Anzeigen von Schmerzen variiert von Tier zu Tier, daher ist es für den Halter so wichtig das Verhalten seines Tieres genau zu kennen um bei Abweichungen sofort reagieren zu können. Sobald der Hund Schmerzen zeigt, ist ein Besuch beim Tierarzt sinnvoll. Niemals sollten einfach Medikamente gegeben werden, aus zweierlei Gründen: Zum Einen muss die Schmerzursache muss festgestellt werden, um effektiv dagegen wirken zu können. Nur die Schmerzen zu lindern behandelt bloß ein Symptom, nicht aber die Ursache. Zweitens sind viele Medikamente, die für Menschen gedacht sind, für Tiere giftig.
Check-Liste für chronische Schmerzanzeichen beim Hund:
- Ist der Hund ruhiger geworden und beobachtet er lieber als Mitzumischen?
- Braucht er länger beim Aufstehen und Hinlegen?
- Geht er Treppen nur langsam und nach Zögern hinauf bzw. hinunter?
- Springt er noch in das Auto oder auf das Sofa?
- Wird er langsamer in seinen Bewegungen?
- Verändert sich sein Spielverhalten?
- Wird er schneller müde bei Spaziergängen?
- Zeigt er Verhaltensänderungen (beispielsweise Aggressivität) wenn andere Hunde mit ihm Spielen wollen?
- Werden bestimmte Gangarten vermieden oder sieht es anders aus, wenn der Hund sich bewegt, eventuell sogar so, als ob er zwischenzeitlich kurz lahmt?
- Hat sich das Fressverhalten geändert?
- Wirkt das Fell trotz guter Pflege rau und ungepflegt? Stellen sich an manchen Stellen (z.B. auf der Wirbelsäule) plötzlich die Haare auf, obwohl das Fell sonst glatt war oder zeigen sich sogar kahle Stellen?
- Riecht der Hund seit einiger Zeit vermehrt unangenehm?
- Hat der Hund an Gewicht verloren?
- Hat sich die Atmung verändert, hechelt der Hund vermehrt?
- Zittert der Hund manchmal?
- Weicht er bestimmten Berührungen aus, die er vorher genossen hat?
- Verändert sich sein bevorzugter Liegeplatz?
- Leckt sich der Hund vermehrt an einer bestimmten Stelle, ohne das oberflächliche Verletzungen oder eine Zecke etc. zu sehen ist?
Sobald auffällig wird, dass der Hund sein Verhalten verändert, ist Vorsicht angesagt. Das Bauchgefühl ist immer ein guter Wegweiser und lieber ein Besuch beim Tierarzt zu viel, als das der Hund unnötig und unerkannt an Schmerzen leidet und keinen Weg findet sich mitzuteilen.
Nicht nur akute Schmerzen wirken sich auf den gesamten Hund aus, grade chronische Schmerzen haben Auswirkungen auf die Lebensqualität, das Herz-Kreislaufsystem, auf Muskeln und auch auf Nerven. Sogar auf das Atmungs- und das Magen-Darm-System können sie sich auswirken, wenn sie unbehandelt bleiben.
Akute Schmerzen lösen ein Schonen der betroffenen Körperregion aus, sodass eine Verletzung abheilen kann und haben somit eine Signal- und Schutzfunktion. Chronische Schmerzen dagegen haben keine spontane Signalfunktion im Körper, sie sind ein eigenständiges Krankheitsbild und es „tut einfach nur noch weh“ ohne anzuzeigen, wo der Schmerz genau herkommt.
Was kann man tun, um den chronischen Beschwerden entgegen zu wirken?
Die Behandlung von chronischen Schmerzen geschieht häufig in Form einer Schmerztherapie, da die Ursache meist nicht mehr behoben werden kann. Der Tierarzt verschreibt Schmerzmittel und kontrolliert diese Therapie in regelmäßigen Abständen, um gegebenenfalls die Dosierung anzupassen. Auch wenn die Medikamentenforschung immer weiter voran schreitet, gibt es noch kein Mittel was als Dauermedikation verabreicht werden kann, ohne längerfristig negative Auswirkungen auf die Leber und den Verdauungsapparat zu haben.
Die Tierphysiotherapie bietet vielfältige Methoden um die Schmerzen zu lindern und das Tier aus der Schonhaltung, die es zwangsläufig einnimmt, zu holen. So werden verspannte und überlastete Muskeln gelockert, schmerzhafte Gelenke vorsichtig gelöst und zu erneuter Beweglichkeit geführt, sowie Muskeln aufgebaut, die durch eine Schonhaltung atrophiert sind. Der Schmerzkreislauf wird unterbrochen und somit werden auch die Nebenwirkungen, die ein chronischer Schmerz mit sich bringt, gelindert.